Eine Frage, die in Variationen immer wieder gestellt wird:

Wie lange dauert es,
bis sich mein Kind verteidigen kann?

Zur Beantwortung dieser Frage lohnt es sich, das Erreichen der Verteidigungsfähigkeit mit dem Erlernen des Schwimmens zu vergleichen. Beide Fertigkeiten, Schwimmen und Selbstverteidigung, werden in ähnlichen Lernschritten erreicht.

Die fünf Phasen auf dem Weg zum sicheren Schwimmen:

  1. Anfangen: beim angeleiteten Baden die Angst vor dem Wasser verlieren

  2. Basistechnik erlernen: eine Schwimmtechnik erlernen und kurze Strecken schwimmen / tauchen

  3. Trainieren: längere Strecken im Schwimmbad schwimmen (tauchen) / schnell schwimmen.

  4. Ergänzende Techniken erlernen und trainieren (u.a. um Paniksituationen zu meistern): zum Beispiel schwimmen mit verletzten Arm oder Bein, Schwimmen in Kleidung, Schwimmen im Salzwasser und bei Wellen.

  5. Umfeld und Gefahren kennen: Die Gefahren im und am Wasser erkennen und einschätzen können. Beispielsweise Strömungen, Wirbel, schlammiger Boden, Hochwasser… Dazu Selbstrettung und Fremdrettung.

Mit Abschluß der zweiten Phase haben Kinder die Fertigkeiten, die dem “Seepferdchen” Schwimmabzeichen der DLRG entsprechen. Die DLRG weißt darauf hin, dass der Erwerb des Seepferdchens nicht bedeutet, dass ein Kind sicher schwimmen kann. Die Kinder sollen beim Spielen im oder am Wasser weiter aufmerksam beaufsichtigt werden.

Von „sicheren Schwimmern” spricht die DLRG ab dem bronzenen Schwimmabzeichen. Hierfür müssen ausreichend Fertigkeiten und Wissen aus den Phasen 3-5 vorliegen. Auf ihrer Web-Seite schreibt die DLRG zum sicheren Schwimmen: “Schwimmen lernen ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Es kann nicht sicher gesagt werden, wie lange du brauchen wirst, bis du sicher schwimmen kannst. Dies ist unter anderem abhängig von deiner Bewegungsvorstellung, deiner Beweglichkeit, deiner Kondition und deiner Einstellung zum Element Wasser.“ Weiter sagen sie, dass 30 UE und mehr eingeplant werden sollen. Mit dem silbernen und goldenen Schwimmabzeichen werden die Anforderungen an die Schwimmer erweitert.

Die beschriebenen fünf Lernphasen für das Schwimmen finden sich auch beim Erlernen der Selbstverteidigung:

Die fünf Phasen beim Erlernen der Selbstverteidigung:

  1. Anfangen: Wir gehen ins Training und erkennen, dass wir die Fähigkeit zur Selbstverteidigung (Schwimmen) haben. Wir ersetzen die Angst vor der Selbstverteidigung (Wasser) durch die Freude am Prozess des Lernens und Übens.

  2. Erlernen der Basistechniken: Unter Anleitung eines erfahrenen Trainers und mit der Hilfe unserer Trainingspartner erlernen wir die Basistechniken der Selbstverteidigung. Im Armadong Kali sind dies z.Bsp. Distanzkontrolle durch aktive Gesprächsführung, Abwehr der häufigsten Angriffe, direkte Gegenmaßnahmen (Angriffe), sowie Techniken zur Flucht und Fluchtsicherung.

  3. Trainieren der Basistechniken: Durch regelmässiges Training verbessern wir die Abrufbarkeit der Techniken, erhöhen unsere Schlagkraft und Schnelligkeit. Dabei erhöhen wir unsere Belastbarkeit und Ausdauer

  4. Ergänzende Techniken erlernen und trainieren: Während des Trainings erweitern wir unser Technikrepertoire. Die erweiterten Möglichkeiten und unsere Trainingserfahrung ermöglichen uns bessere Lösungen für spezifische Situationen zu finden. Dazu kommen Speziallösungen in Situationen mit besonderen Lagen z. Bsp. Selbstverteidigung in Fahrzeugen (Auto, Zug, Bus).

  5. Umfeld und Gefahren erkennen: Durch das Training und die ausgetauschten Erfahrungen verstehen wir die Dynamik und Muster von Bedrohungen und Gewalt. Wir können besser und schneller Entscheiden. Dabei hilft uns die im Training gepflegte positive mentale Einstellung und das klare Verständnis der Bedeutung von Gewinnen, Verlieren, Selbstverteidigung, Gesundheit und Erfolg.

Ebenso wie beim Schwimmen benötigen die Schritte 3–5 für die Selbstverteidigung ein systematisch aufbauendes Training über eine längere Zeit. In dem Training werden die Basistechniken beständig trainiert und durch die weiterführenden Techniken und durch das ergänzende Wissen besser verstanden und gefestigt, bis auch in schwierigen Situationen eine große Handlungskompetenz erreicht wird.

Zusammenfassung:

Wie beim Schwimmen gibt es in der Selbstverteidigung eine gute Basis, die relativ schnell erlernt werden kann. Doch wenn wir belastbare Fertigkeiten erlangen wollen, die auch in hektischen Gefahrensituationen gut anwendbar sein sollen, braucht es längeres Training.

Selbstverteidigung und Schwimmen sind überlebensrelevante Kulturtechniken, die von jedem erlernt werden sollten. Welchen Grad an Können wir erreichen wollen liegt an uns. Wir wissen, auch ein jahrelanges Schwimmtraining hätte beim Untergang der Titanic nicht das Überleben garantieren können. So gibt auch ein regelmässiges Selbstverteidigungstraining keine Garantie auf Sicherheit. Doch mit jeder Stunde Training steigt die Wahrscheinlichkeit eine Krise erfolgreich zu überstehen. Selbstverteidigungstechniken geben das Selbstbewusstsein und das Wissen, wie wir in potenziell gefährlichen Situationen reagieren können – und mit jeder Stunde Training belohnen wir uns selbst durch das gute Gefühl, uns selbst aktiv im Training zu erleben.

Deswegen bleiben viele gerne im Armadong Kali Training, auch nachdem bereits ein solides Grundkönnen erreicht wurde: Einfach weil das Training Spaß macht, weil wir die Gemeinschaft mit Freunden, das gestiegene Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das Wohlbefinden genießen. Das Training der Selbstverteidigung ist eine Investition in die eigene Sicherheit, unsere Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden: Egal ob im Wasser oder auf festem Boden, die Fähigkeit, sich selbst zu schützen und sicher zu fühlen, ist von unschätzbarem Wert.

Kalipayan = Lebensfreude!

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