Haben Kampfkünste das Potential, ...

... einen bedeutenden und wirksamen Beitrag zur Gewaltprävention zu leisten? Wir denken: ja!
Als Konsequenz aus dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen im Jahre 2009 wurde das Präventionskonzept "stark.stärker.WIR." vom Landtag Baden-Württemberg ins Leben gerufen. Ziel dieses Rahmenkonzeptes ist es, Gewaltpräventionsprogramme landesweit zu fördern. Auch die über 2000 Jahre alte philippinische Lebens- und Kampfkunst Kali widmet sich dieser Aufgabe.

Kombinierter Ansatz aus Konfliktforschung und pädagogischer Praxis

Anthony Stadel, Kali Trainer und studierter Politologe der Friedens- und Konfliktforschung, hat in Zusammenarbeit mit Rechtsexperten und Pädagogen die Deeskalationspotentiale dieser Kampfkunst zu einem pädagogisch wertvollem Konzept der Gewaltprävention ausgebaut. Zur Zeit werden diese Programme an etwa 20 Einrichtungen (Schulen, Kindergärten, Jugendhäusern, FSJ/BFD Einrichtungen etc.) vermittelt. Eine besondere Kooperation findet mit der Kulturwerkstatt e.V., einer Institution der Jugendsozialarbeit in Reutlingen, in einem über Bundesmittel finanziertem Projekt zur Demokratieförderung statt.

Konflikte erkennen und lösen

Kali schult nicht für den Erfolg im Boxring oder indoktriniert Handlungsvorschriften. Vielmehr geht es darum für Kinder und Jugendliche soziale Lern- und Anerkennungsräume zu schaffen, in denen mit Spaß an Bewegung ein differenziertes Verständnis von Gefahren und Gewalt angeregt und eine kritische Haltung gegenüber Gewaltlösungen erarbeitet wird. Der Zugang über Bewegung ist besonders bei auffälligeren und sprachlich benachteiligten TeilnehmerInnen sehr geeignet, denn Bewegung ist für sie Sprache und auf diese Weise sind sie auch besser diskursiv zu erreichen. Das Erfolgsverständnis dieses lebensbejahenden Systems besteht darin friedliche und lebensweltnahe Lösungsfindung zu vermitteln, die zielgerichtet Konflikte im Vorfeld verhindert, sowie bei akuten Gewaltsituationen diese diplomatisch zu lösen versucht.

Deeskalationstechniken für nachhaltige Sicherheit

Bei Konfliktsituationen kommen drei Lösungen in Betracht: Verhandeln, Flüchten und Notwehrhandlung; letzteres primär zum Zweck der Fluchtsicherung. Im Notwehrfall reagieren gängige Kampfsportarten meist mit Kampftechniken. Das Problem ist: Diese Person kann mit Verstärkung und bewaffnet zurückkommen.
Kali empfiehlt deshalb Verhandlung und Flucht als sinnvollere Strategien nachhaltig Sicherheit zu gewährleisten, da Deeskalation weder die eigene noch die Sicherheit anderer riskiert. Beim Training geht es darum konfliktlösende Kommunikation zu schulen, die Aufmerksamkeit und das Verständnis für Gefahren und Gewalt zu schärfen, die Kompetenz Körpersprache differenziert zu deuten auszubauen und die eigene Körpersprache selbstbewusst einzusetzen. Selbstverständlich gilt es auch die motorischen Fähigkeiten zu verbessern, um diese vor allem bei einer Flucht angemessen einsetzen zu können.

Bei Interesse oder weiterführenden Fragen einfach Kontakt mit uns aufnehmen.